Goodbye Koh Rong...



Sechs Monate später haben wir uns endlich von der Insel trennen können.
Sechs wundervolle Monate auf Koh Rong, wo vor allem die Bekanntschaften die wir dort machten, uns die Zeit so wertvoll werden ließ.
Und wieder ist seit meinem letzten Eintrag so viel geschehen, dass es schwer ist all das Vergangene in Worte aufzufassen um euch an unserem Erlebten teilhaben zu lassen.
Ich beginne im Januar, als wir unsere Jobs im Sunflower Guesthouse und im Nice Food Restaurant aufgaben, um uns neuem zu widmen.
Anfang des Jahres reisten viele Künstler und Touristen an um am Free Flow Fire and Arts Festival teilzunehmen.
Es gab Yoga Kurse, Lehrkurse um mit Feuertools wie Pois, Stab oder dem Hoop zu spielen, Bodypainting Workshops und weitere kreative Kurse wie zB. Traumfänger basteln und ähnlichem.
Während dieser Zeit errichteten Benji und ich ein wunderschönes Camp am 4K Beach, einem einsamen Strand 20 Minuten Fußmarsch vom Hauptstrand entfernt.
Wenige Tage später gesellte sich Lina aus Norwegen, Todd aus Kalifornien, Alex aus Deutschland und Viktor aus Frankreich zu uns.
Gemeinsam verbrachten wir ganze drei Wochen an diesem wundervollen Fleck der Erde. Wir kochten gemeinsam unser Essen am Feuer, entspannten die Tage am Meer und abends saßen wir gemeinsam um das Feuer während Lina uns viele Nächte mit ihrem wunderschönem Gesang und ihrem Gitarrenspiel versüßte.
Diese Wochen waren einfach unvergesslich. Ich liebe es wenn das erste am Tag es ist, ins kristallklare Meer zu springen. Währenddessen brachte Benji das Feuer wieder in Gang um uns allen eine Tasse Kaffee zu bereiten. Und den Rest des Tages verbrachte jeder so wonach es ihm beliebte. Ab und zu musste einer von uns in den Ort laufen um die Vorräte wieder aufzufüllen. Aber nach ein paar Stunden im lebhaften Ort waren wir alle wieder froh bei uns am Camp in der Ruhe wieder anzukommen.
Doch auch bei uns am Camp ging es nicht immer ruhig her.
Denn während der Zeit des Festivals veranstalteten Benji und ich Partys bei uns im Camp.
Wir hatten uns hierfür große Lautsprecher gekauft und einmal die Woche, jeden Dienstag luden wir alle Touristen, aber eben auch die Festivalveranstalter ein, bei uns zu feiern.
Und diese Partys waren das absolute Highlight auf der Insel. Ein paar Wochen später kam ein Tourist extra aus Laos angereist, weil er von dem deutschen Pärchen gehört hatte welche die großartigen Partys auf Koh Rong veranstaltet hatten.
Natürlich waren die Feste vor allem auch so speziell da alle Feuerkünstler eine fantastische Show ablieferten und den kleinen Strandabschnitt in ein Meer aus Lichtern verwandelten .
Wir starteten die Partys noch vor Sonnenuntergang mit einer großen Gruppenmeditation um uns alle zu vereinigen und viel Energie für den Ort und die Party zu sammeln.
Und dann wurde gefeiert. Benji spiele Psytrance und wir alle tanzten bis in den Morgen.
Noch Wochen später sprachen die Leute im Ort von den Partys und Benji und ich sind uns ziemlich sicher, nächstes Jahr wieder zu kommen um genau diese so zu wiederholen.
Im Februar mussten wir uns von vielen neuen Freunden welche nur wegen des Festivals gekommen waren verabschieden.
Und auch wir standen vor der Entscheidung unser Visum wieder einmal zu verlängern, oder uns Gedanken über die Weiterreise zu machen.
Aber natürlich entschlossen wir uns dazu um weitere drei Monate zu verlängern.
Wir verbrachten immer wieder einzelne Tage und Nächte an jenem wundervollen Platz am 4K Beach, welcher irgendwie zu unserem Strand geworden war.
Irgendwann Mitte Februar verschwanden wir für zwei Wochen aufs Festland, einfach um mal eine Pause von der Insel zu haben.
Wir hatten ein wunderschönes kleines Guesthouse gefunden, Gochi Garden, deren liebe französische Inhaberin Francesca uns zu einer guten Freundin geworden ist.
Und eines Tages lagen wir dort in unserem Bett und schwelgten in der Erinnerung an die Zeit als wir campen waren an eben unserem Strand.
Und da platzte Benji heraus: Eigentlich wäre das doch der perfekte Ort zu heiraten!
Ich muss vielleicht noch schreiben dass mir Benji bereits vor zwei Jahren, als wir gerade einmal drei Monate zusammen waren, einen Antrag gemacht hatte.
Damals waren wir gerade von einem Festival in Kroatien auf dem Rückweg. Wir waren die Küste mit dem Auto langsam zurück nach Deutschland getingelt. Und machten dort wo es uns gefiel Halt um zu campen.
In jener Nacht waren wir gerade in Italien, hatten einen Cocktail getrunken und sind dann zum Strand gelaufen.
Der Vollmond leuchtete mit all seiner Kraft auf uns nieder, als Benji sich vor mir in den Sand fallen ließ und mir eben jene große Frage stellte: ob ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen möchte.
Und auch wenn wir uns zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht lange kannten, wusste ich doch ganz genau was ich wollte. Denn es schien mir als kenne ich ihn bereits so viel länger.
Ja, ich wollte seine Frau werden und mit ihm, nur mir ihm den Rest meines Lebens gemeinsam verbringen.
Und jetzt, fast drei Jahre später als wir auf unseren Bett in Sihanukville lagen und Benji vorschlug hier zu heiraten, war ich mir so sicher wie noch nie in meinem Leben. Nämlich dass ich Benji hier auf der Insel in Kambodscha zu meinem Mann nehmen wolle.
Als wir zurück auf Koh Rong waren und ich einigen von unserem Vorhaben hier auf der Insel zu heiraten berichtete, verbreitete sich diese Neuigkeit wie ein Lauffeuer.
Schon bald wusste die ganze Insel bescheid und wir begannen die Sache ernsthaft zu planen.
Wir fuhren wieder auf das Festland um uns Kleidung für die Hochzeit zu kaufen, Blumen zur Dekoration, Feuerwerk und weitere Kleinigkeiten um den Strand noch paradiesischer zu machen als er bereits ist.
Wir ließen Einladungen drucken und beauftragten Chao vom Nice Food Restaurant sich um das Essen zu kümmern.
Und dann hieß es warten.
Wir hatten den Termin auf den 27 März gelegt, kurz nach Vollmond da wir den monatlichen Vollmondpartys die auf der Insel stattfinden nicht in die Quere kommen wollten.
Drei Freunde aus Deutschland kündigten sich an zu kommen: meine langjährige und wundervolle Freundin Krissi mit ihrem lieben Freund Waldek, und Tobi, welcher auch gerade in Asien unterwegs ist und aufgrund unserer Hochzeit einen Abstecher nach Kambodscha einlegen wollte.
Je näher unser großer Tag rückte, umso aufgeregter wurden wir.
Ich wusste nicht mehr ob mir mein Kleid gefiel, Benji der zu Anfangs noch völlig gelassen war wurde in der Woche vor der Hochzeit auch immer nervöser und uns blieb nichts als zu warten da wir den Platz ja nicht schon Tage vorher richten konnten.
Drei Tage vor der Hochzeit begannen wir den Strand zu säubern, da täglich vom Meer allerlei Dreck angeschwemmt wird.
Wir verbrachten zwei Tage damit aufzuräumen. Zum Glück hatten wir viele fleißige Hände die uns halfen.
An jenem Tag, zwei Tage vor der Hochzeit, kamen auch Krissi und Waldek, unsere Freunde aus Deutschland an. Vor lauter Aufregung und Vorfreude blieb zwar viel zu wenig Zeit um unser Wiedersehen ausgiebig zu feiern, trotzdem freute ich mich wie ein kleines Kind die beiden nach so langer Zeit wieder zu sehen.
Und dann der Tag vor der Hochzeit.
Und wie sollte es auch anders sein, das absolute Chaos brach aus. Das Wetter hatte sich am Vortag plötzlich geändert, es windete stark und das sonst so stille Meer ließ krachend Wellen ans Ufer schwemmen.
Wie sollten wir alle Getränke, die Icebox, den Grill und Tisch nur an den Strand bringen wenn kein Boot den Hafen verlassen wollte aufgrund des Windes?
Ich lief gerade mit Benji los um unsere Freunde einzusammeln die sich bereit erklärt hatten uns zu helfen das Camp aufzubauen, als plötzlich vor mir am Strand jemand stehen blieb.
Ich blickte auf, und meine Schwester, Bine, stand mit ihrem Rucksack vor mir.
Ihr könnt euch nicht vorstellen wie es mir in diesem Moment ging! Wir weinten und lachten gleichzeitig, hatte ich mit ihrer Ankunft doch höchstens gehofft aber niemals fest gerechnet.
Bei all dem Chaos in welchem ich mich befand war ihr Kommen ein absoluter Segen.
Nachdem wir das Camp am 4K Beach aufgebaut hatten, kehrte ich alleine zurück ins Dorf, da Benji und ich die Nacht vor der Hochzeit getrennt voneinander verbringen wollten, wie es sich eben vor einer Hochzeit gehört.
Zurück im Dorf sollte ich nur noch die Getränke etc mit einem arrangiertem Boot zu Benji bringen lassen.
Doch der Wind machte die Sache viel komplizierter als gedacht.
Das Boot welches alles transportieren sollte war kaputt gegangen und alle anderen weigerten sich zu fahren da die Wellen zu hoch waren.
Verzweifelt stand ich mit Bine, Krissi und Waldek und allen Freunden welche helfen wollten am Pier. Da erfahrungsgemäß die Wellen am Morgen noch höher waren als gegen Abend konnte ich auch nicht darauf hoffen am nächsten Tag, eben am Hochzeitstag, noch in der Früh ein Boot zu finden welches fahren würde da die Konditionen dann vermutlich noch schlimmer sind.
Es war bereits dunkel als ich verzweifelt und unter Tränen Davy anrief, der letzte der mir jetzt noch helfen konnte und der verrückt genug war um bei diesem Wetter raus zu fahren.
Und tatsächlich, Davy, ein junger Kambodschaner der mir schon zum zweiten Mal aus der Klappe geholfen hatte, bot sich an die Sachen rüber zu fahren.
Es war bereits halb 9 Uhr abends als wir mit dem Boot am 4 K Beach ankamen. Wir standen bis zum Hals im Wasser während Davy uns Tisch, Grill, Getränke, etc entgegen reichte und wir es zum Strand trugen.
Ich bin Davy so dankbar dass er diese Fahrt gemacht hatte. Ohne ihn wäre die Hochzeit nicht so perfekt geworden wie sie letztendlich dann war.
Aber nicht nur seine Hilfe war so von Nöten. Am nächsten Tag musste jeder anpacken, und jeder tat sein bestes und noch mehr. Und ohne all unsere Freunde auf der Insel, wäre diese Hochzeit so nicht statt gefunden. Daher geht meine ganze Liebe, mein ganzer Dank an all die Wundervollen Freunde aus Koh Rong!
Denn natürlich hatte sich der Wind am Hochzeitstag auch nicht gelegt, so dass wir alles Essen zu Fuß zum Strand bringen mussten.
Ich koordinierte alle Freunde so dass jeder beladen mit Stühlen, Reis und allem anderen sich zu Fuß auf den halbstündigen Marsch zu unserem Platz machte.
Ich selber blieb im Ort, da ich Benji seit dem Vorabend nicht gesehen hatte und er mich auch erst zur Zeremonie wiedersehen sollte.
Gegen 12 Uhr lief ich gemeinsam mit Marcella zu einem Gebäude nur wenige Minuten von unserem Strand entfernt.
Marcella, eine wundervolle Freundin aus Argentinien die als Stylistin arbeitet, machte mir dort mein Haar, schminkte mich und verwandelte mich in eine wunderschöne Braut.
Und dann, um 14 Uhr, erwartete mich Benji mit den Mönchen an unserem Strandabschnitt.
All unsere Freunde, gewiss an die 50 Leute, waren bereits dort versammelt und bejubelten mich als ich eintraf.
Ich war schrecklich aufgeregt und mein Herz klopfte bis zum Anschlag. Doch als ich Benji, in seiner schönen Kleidung und seinem zauberhaften Lächeln dort stehen sah, löste sich meine Anspannung sofort auf.
Hier stand er, mein Mann mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte.
Wir setzten uns gemeinsam mit den beiden Mönchen unter unser selbstgebautes Pavillon aus Palmwedeln.
Die Mönche besungen uns mit Mantren und gaben uns anschließend ihren Segen.
Die Zeremonie war so intim, so innig dass ich alles um mich herum ausblenden konnte. Es gab nur mich und Benji. Und ich spürte, wie das Band welches unsere Liebe für immer halten sollte, sich noch tiefer verknüpfte.
Als die Zeremonie der Mönche vorbei war hielt Adam, ein Freund aus England, noch eine kleine Rede bei der all unsere Gäste zuhören konnten und in welcher er ein wenig von uns erzählte. Eine kurze Zusammenfassung unserer gemeinsamen Zeit, welche voll von Reisen und unzähligen Abenteuern bereits bestand, auch wenn wir einander erst vor knapp drei Jahren fanden.
Nach seiner Rede begann das Fest.
Und ich war einfach nur glücklich. So glücklich und berauscht vor Freude! Denn diesen Tag werden wir niemals vergessen.
Wir feierten bis in den nächsten Morgen.
Noch in der selben Nacht gab es ein Feuer im Dorf, welches jedoch niemandem schadete. Und kurz danach fiel sogar für ein paar Minuten Regen.
Alle Elemente, Feuer, Wasser, Luft und Erde feierten mit uns. Die Erde führte einen Freudentanz unserer Liebe wegen auf und all unsere Freunde von der Insel, meine Schwester und unsere Freunde aus Deutschland, feierten mit uns.
Wir campten noch ein paar Tage nach der Hochzeit mit meiner Schwester an unserem Strand am 4k Beach.
Dann mussten wir uns von Bine verabschieden, und auch wir hatten beschlossen der Insel Lebewohl zu sagen.
Natürlich fiel es uns nicht leicht, denn all die wunderbaren Menschen die wir hier kennen lernen durften sind ein Teil von unserem Leben geworden und machten die letzten sechs Monate eben zu solch einer wundervollen Zeit.
Aber dennoch. Es war soweit wieder aufzubrechen.
Neues zu sehen und zu erleben.
Uns bleiben nur noch knapp zwei Monate, daher müssen wir unsere Route jetzt genau planen da wir nicht im Schnelldurchlauf weiter ziehen wollen.
Doch im Moment genießen wir erst noch unsere Flitterwochen.
Wir haben uns wie damals zu meinem Geburtstag, in den wunderschönen Bungalows von Cloud9 am Festland eingemietet. Und verbringen hier eine traumhafte Woche die nur uns gehört.
Niemals hätte ich vor Antritt dieser Reise erwartet dass dies alles geschehen würde. Niemals gedacht dass ich als verheiratete Frau zurück nach Deutschland kehren würde.
Aber es kommt schließlich immer irgendwie anders.
Es war die schönste Hochzeit die ich mir je erträumen hätte können.
Nein, es war sogar noch schöner!