Kulturschock: Thailand
- BenjiPan
- 14. Sept. 2015
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Dez. 2023

Heute war es also soweit: um 08:00 morgens stiegen wir in Kalkutta ins Taxi um uns zum Flughafen fahren zu lassen.
Auf nach Thailand!
Und kaum machte ich den ersten Schritt auf Thailändischem Boden, erlebte ich einen gewaltigen Kulturschock: wo waren alle Menschen? Warum war es so still und roch… nach nichts?
Als wir vom Flughafen in die klimatisierte! S-Bahn stiegen um in die Innenstadt zu fahren, gab es beim Einsteigen kein Gedränge – nein, es wurde sogar gewartet bis alle Insassen ausgestiegen waren bis eingestiegen wurde, ohne Geschubse und Gedränge. In der Bahn lauter gut gekleidete, gepflegte Menschen. Beim Blick aus dem Fenster tauchte ein Wolkenkratzer nach dem anderen auf – und alles, so sauber!
Von der Endhaltestelle mussten wir ein Taxi nehmen um zu dem Touristenviertel in der Koh San Road zu gelangen. Kein Gedränge auf der Straße, kein Gehupe. Es wurde geblinkt beim abbiegen und sogar Halt gemacht bei einer roten Ampel. Vielleicht lag es auch daran dass unser Taxifahrer ein nicht sehr gesprächiger Typ war, aber es war so schrecklich leise. Kein Gestreite mit anderen Autofahrern, oder ein freundschaftliches zurufen (bei den Indern hat man komischerweise ständig das Gefühl sie würden alle einander kennen! )
Und, ich weiß, ich wiederhole mich, aber alles so sauber!
Und dann, angekommen in der Koh San Road, Touristen. Überall. Mich erinnert das alles eher an Spanien als an ein Land weit im fernen Osten, im mystischen Asien.
Und plötzlich, vermisse ich all das was ich noch vor wenigen Stunden in Indien verflucht. Vermisse all dies geheimnisvolle und Fremde worin man in Indien tagtäglich aufs Neue umgeben ist!
Benji und ich checken in ein Hotel ein, beide ein wenig überfordert von den neuen Eindrücken.
Kurz darauf sitzen wir im Restaurants und genehmigen uns ein paar Cocktails. Um uns viele Touristen, und zum ersten Mal müssen wir uns darauf hinweisen darauf zu achten was wir sprechen, da gleich am Nebentisch andere Deutsche sitzen.
Und so langsam gewöhnen wir uns an die neue Situation und freuen uns an dem guten Essen und den Drinks.
Ich glaube es werden noch ein paar Tage vergehen müssen bis wir beide uns an diesen, in unseren Augen, übertriebenen Luxus, wieder gewöhnt haben. Aber ich denke auch, dass wir es sehr genießen werden!!!
Denn ab jetzt beginnt der zweite Teil unserer Reise.
Während wir in den vergangenen fünf Monaten das abenteuerliche Indien erleben durften, in Nepal die herzlichsten Menschen die ich je traf, kennen gelernt haben und durch den Klassenzimmeraufbau Erfahrungen mitnehmen können, welche uns für immer begleiten werden, geht es nun in die vielleicht etwas organsierteren Ländern – und ich freue mich, auf Alles was folgen wird!
Die letzten Wochen in Indien waren auch noch wunderschön. Wir hatten uns wieder auf Buddhas Fußspuren begeben.
Wir verbrachten ca. fünf Tage in Rajgir, einer wunderschönen kleinen Stadt ca zwei Stunden landeinwärts, welche ich für jeden Indienbesucher nur herzlichst empfehlen kann.
Rajgir ist eine sehr spirituelle Stadt, mit vielen Ashrams und Tempeln. Das liegt daran, dass Buddha zu seiner Zeit jährlich hier her kam um seine Predigten zu halten. Die letzte Predigt vor seinem Tod hat er, wie es heißt, auch hier gehalten.
In Rajgir fühlt man sich ca. 50 Jahre zurück versetzt. Kaum Autos fahren auf den Straßen, dafür gibt es umso mehr Pferdekutschen.
Man möchte meinen das diese Stadt sehr touristisch sei, da es sich um einen wichtigen Ort für alle Anhänger des Buddhismus handelt. Aber wieder waren wir die einzigen Weißen – und wurden beäugt als wären wir auch die Ersten die jemals im Ort gesehen wurden. (wir wurden allerdings ein paar mal gefragt ob wir aus China seien! Es scheint also als würden zumindest viele blonde Chinesen diesen Ort besuchen)
Von Rajgir aus machten wir Ausflüge, einmal um die Ruinen von Nalanda zu besichtigen, und um ein andermal hoch auf einen Berg zu steigen, wo eine große Pagoda errichtetet wurde.
Bei den Ruinen handelt es sich um die erste Universität aus dem 3 Jh. n. Ch. in welcher der Buddhismus gelehrt wurde. Die Anlage war sehr beeindruckend und wunderschön.
Die Friedens-Pagoda welche an Buddhas Wirken erinnern soll, thront nur ein paar Kilometer von Rajgir entfernt, auf einem hohen Berg.
Als wir den Berg wieder hinunter liefen, passierten wir dabei noch alte Höhlen und Ruinen an welchen Buddha angeblich damals predigte.
Nach fast einer Woche verließen wir Rajgir und es ging weiter nach Gaya da von dort unser Zug nach Kalkutta ging.
Gaya selber ist keine sehr schöne Stadt und daher auch eigentlich keinen Besuch wert. Es ist schrecklich voll, anstrengend, laut und dreckig.
Da wir erst am übernächsten Morgen ein Zugticket nach Kalkutta buchten, konnten wir einen Tag noch nutzen um nach Bodhgaya zu reisen. Dem vermutlich wichtigsten Ziel einer buddhistischen Pilgerroute.
Denn hier findet man den Baum unter dem Buddha seine Erleuchtung fand.
Zumindest ein Ableger des Originalbaums.
Ein riesen großer, wunderschöner Tempel welcher bereits nach dem Tode Buddhas errichtet wurde aber erst im 7 Jh. n. Ch. fertig gestellt wurde, zieht täglich Scharen von Gläubigern zu diesem prachtvollen Ort.
Und hinter dem Tempel steht der Bodhibaum, unter welchem Buddha saß als er seine Erleuchtung fand.
Wir saßen ebenfalls unter den weiten Armen des Baumes als ein junger Mönch uns ansprach und uns zu sich nach Hause einlud.
Wir gingen mit ihm, tranken Chai und redeten. Zur Freude unserer Begegnung schenkte uns der Mönch eine kleine Buddha Statue. Im Gegenzug dazu überließ Benji ihm seine Kette mit Bodhisamen, Samen des heiligen Bodhibaumes.
Anschließend gingen wir, glücklich über dieses schöne Zusammentreffen zurück zur Tempelanlage um noch ein wenig von der Magie jenen Ortes einzusaugen.
Gegen Abend ging es dann zurück in das lärmende Gaya.
Nachts um drei sollte unser Zug nach Kalkutta fahren. Also beschlossen wir nicht zu schlafen, um später im Zug müde genug zu sein um sofort einschlafen zu können.
Gegen halb drei machten wir uns also auf zum Bahnhof.
Und vor dem Bahnhof lagen sie, hunderte von Menschen, auf dem Boden und schliefen.
Ich frage mich ob sie dort schliefen weil sie auf einen Zug warten, oder eben weil dies ihr Schlafplatz ist, Nacht für Nacht.
Leider ist beides Möglich.
Wir liefen also zu unserem Gleis, und warteten.
Doch leider läuft in Indien alles nur sehr selten so wie geplant.
Denn kein Zug kam.
Also breiteten wir unsere Isomatten aus und taten es den vielen Indern gleich, indem wir uns auf den Boden lagen und warteten.
Als um 6 Uhr immer noch kein Zug kam fragten wir erneut nach.
Jetzt hieß es 9 Uhr morgens.
Da hatten wir also die komplette Nacht völlig umsonst durchgemacht.
Wir packten unsere Sachen und spazierten zurück zum Hotel, um wenigstens für ein paar Stunden die Augen zumachen zu können.
Drei Stunden später liefen wir erneut zum Bahnhof, kämpften uns abermals durch die vielen Rikscha-Fahrer welche unnachgiebig jedesmal versuchen dich in ihre Rikscha zu schieben um dir eine Fahrt zu verkaufen, und warteten erneut.
Um 9:20 fuhr der Zug dann endlich ein und wir fielen überglücklich auf unsere Schlafmatten.
Zum Glück war der Zug für indische Verhältnisse so gut wie leer, so dass wir genügend Platz hatten uns auszustrecken.
Gegen Abend erreichten wir dann endlich unser ersehntes Ziel: Kalkutta.
Ich hatte mir die Stadt immer viel schlimmer vorgestellt. Im Grunde ist sie wie andere Städte in Indien auch: laut, voll und dreckig. Und irgendwo im Hintergrund funkeln plötzlich Hochhäuser und moderne Geschäfte auf.
Wir haben definitiv schlimmere Städte gesehen – hübschere aber selbstverständlich auch.
Es ist eine Stadt voller Gegensätze:
während moderne Geschäftsmänner aus ihren Autos steigen, zieht neben uns ein Mann eine vollbesetzte Rikscha mit seinem eigenem Körper.
Wir gehen vorbei an Geschäften in denen feine Stoffe lagern. Nebenan auf der Straße liegt eine Frau, kaum bekleidet da die Jahre ihren Sari verschlissen haben.
Ja, aber eben genau das ist Indien.
Ein Land in welchem einen die Kontraste nicht nur im Auge erscheinen.
Ebenso widersprüchlich sind auch meine Gefühle für dies Land.
Denn so viel ich auch schimpfe über all den Dreck, das Chaos und all dies, so liegt doch ein mystischer Zauber auf diesem Land, welcher einem tief im Herzen berührt.
Und dann erfüllt es dich mit solch einer Wärme, dass man es kaum in Worte wiedergeben kann.
Indien berührt das Herz eines jeden.
Wenn auch, auf zwei sehr unterschiedliche Art und Weisen.
Was waren das doch für wundervolle Monate seit dem wir auf Reisen sind. Und ich kann kaum erwarten einen Neuen Tag zu erleben. Im Moment hier in Thailand. Wo ein jeder Tag uns etwas Neues, aufregendes schenken wird.






















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