Hallo Indien, - Hallo fremde Welt...!
- BenjiPan
- 4. Sept. 2015
- 4 Min. Lesezeit

Schon wieder eine Weile her seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe – und wieder ist in der Zwischenzeit so Einiges geschehen.
Mittlerweile sind wir wieder im verrückten Indien angelangt, genauer gesagt in Patna, einer der ältesten Städten Indiens. Auch wenn man davon im ersten Blick nichts sieht, da es eine überfüllte und arme Stadt ist wie so viele andere auch hier in Indien.
Aber zuerst möchte ich davon berichten wie wir überhaupt hierher gekommen sind.
Die letzte Nacht in Nepal verbrachten wir, keine fünf Gehminuten von der Grenze zu Indien in einem kleinen, für nepalische Verhältnisse relativ geschäftigem kleinen Örtchen namens Sonepur.
Und am nächsten Morgen nach einem lustigen Frühstück (wir hatten Omelette mit Toast bestellt und bekamen vier Marmeladen Toasts eingebacken in ein großes dünnes Omelette) machten wir uns also bepackt mit unseren Rucksäcken wieder zurück nach Indien.
Und kaum hatten wir einen Fuß über die Grenze gesetzt, waren wir in einer völlig fremden Welt angekommen.
Die Straße matschig, überall eifrige Verkäufer die ihre Waren an den Mann bringen wollen, Rikschas, Autohupen, bunte Frauen in wundervollen Saris, kleine dreckige Kinder die umherlaufen, Dreck in den Straßen und überall – kurz: chaotisch – eben Indien.
Als ein Jeepfahrer rief er würde nach Gorakphur fahren, unser Ziel für die nächste Nacht, dachte ich es sei eine gute Idee einzusteigen schließlich ist man in solchen Autos immer schneller unterwegs als in den Bussen. Ein Fehler wie sich herausstellen sollte.
Wir stiegen also in den noch leeren Jeep hinten ein und warteten bis wir losfahren würden.
Doch als wir, meiner Ansicht nach voll waren, warteten wir immer noch. Und wieder stiegen neue Leute dazu.
In Deutschland wäre das Auto mit zehn Personen, inklusive Fahrer bis auf den letzten Sitz voll besetzt. Aber wir sind schließlich nicht in Deutschland und hier wird in den Wagen gesetzt, gedrückt und geschoben bis es wirklich nicht mehr geht.
Ich zählte 17 Erwachsene, und 8 Kinder. Die Kinder welche umsonst mit den Eltern mitfahren dürfen und ihnen daher kein Sitz zur Verfügung steht, wurden daher auf fremden Schößen verteilt, mussten stehen oder sich auf dem Boden einen Platz suchen.
Am Anfang fand ich das alles ja noch recht witzig, wie man ein Auto nur so vollstecken kann.
Aber nach über einer Stunde Fahrt waren auch meine Nerven so gut wie am Ende. Es war heiß und meine Knochen sehnten sich danach sich zu strecken.
Nach über zwei Stunden Fahrt kamen wir endlich erschöpft und ausgelaugt in Gorakphur an.
Wir verbrachten zwei Nächte in dieser lärmenden, heißen und dreckigen Stadt in der es scheinbar nichts sonderlich sehenswertes gibt.
Bis auf den Vollmond, welcher am Abend wie ein großer orangener Feuerball über der Stadt aufging und für einen Moment alles in seinen Zauber hüllte.
Leider entdeckten wir in der zweiten Nacht dass wir Besucher in unserem Zimmer im zweiten Stock des Hotels hatten: ein paar Ratten hatten über das Fenster den Weg zu unserem Zimmer gefunden um sich einen Apfel aus unserer Tasche zu stehlen. Benji blieb fast die halbe Nacht auf um Wache zu halten. Irgendwann schlief aber auch er ein.
Am nächsten Morgen waren nur noch kleine Reste des Apfels übrig.
Also packten wir unsere Sachen und sprangen in den Zug nach Bihar, dem angrenzenden Bundesland hier im Norden Indiens, um nach Patna zu gelangen.
Die Zugfahrt war, wie alle Zugfahrten in Indien, bereits ein Erlebnis.
Stundenlang kann ich nichts weiter tun als aus den Fenster zu blicken, oder mich an eine der offenen Türen setzen, meine Füße vom Zug baumeln lassen und eine Zigarette rauchen.
Welch ein wunderschönes Land.
Welch ein schreckliches Land.
So arm. So dreckig. So grausam.
Wir fuhren an einigen Slums vorbei deren Anblick mir die Tränen in die Auge trieben.
Inmitten von Müll sieht man ein paar zeltähnliche Bauten, davor kleine nackte Kinder beim spielen.
Ich habe gehört Indien hatte einen großes wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, aber wohin frage ich mich, wohin ist all das Geld gegangen?
Vielleicht hat es Mumbai verändert, vielleicht auch Delhi, aber hier in den Norden Bihar ist nichts gekommen, denke ich mir.
Und wir fahren weiter, vorbei an vielen kleinen Städten, an wilden Schweinen welche die Gleise entlang laufen, vorbei an einem weiteren Slum.
In Hajipur müssen wir aus dem Zug aussteigen um mit dem Bus weiter nach Patna zu fahren.
Wieder werden wir von einem Hupkonzert tausender vorbeifahrender Rikschas, Bussen und Autos begrüßt.
Nach einer großen Portion Thali (Thali ist im Grunde das gleiche wie Dhal Bat in Nepal: Reis mit Linden und Gemüse – nur alles noch ein klein wenig schärfer) marschierten wir zur Bushaltestelle um weiter nach Patna zu reisen.
Die Busse hier waren alle vollgesteckt mit Menschen, auf dem Dach saßen mindestens genauso viele wie in den Bussen. Am liebsten wäre ich auch aufs Dach gestiegen für die Fahrt, aber die Sonne schien erbarmungslos auf unsere Köpfe. Also entschieden wir in einen Bus in dem wir drinnen Platz hatten zu steigen. Für die nächste Busfahrt habe ich mir allerdings fest vorgenommen auch oben am Dach Platz zu nehmen.
Patna ist eine große Stadt mit vielen modernen Geschäften. Wir fragen uns nur wer dort einkaufen geht, da die Straßen voll sind mit sehr vielen Armen, einfachen Leuten. Kleine Kinder welche mit aufgehaltener Hand auf einen zu rennen, Männer in Lumpen gehüllt liegen am Straßenrand.
Ein trauriger Anblick.
Und doch gibt es auch so schöne Momente. Ein Mann dem wir täglich begegnen und der uns durch seine große runde Brille immer so neugierig ansieht und glücklich ist einfach ein paar Worte mit uns zu wechseln.
Oder ein Junge der sich gleich uns angenommen hat um uns ein günstiges Hotel zu suchen, ohne eine Rupie zu erwarten.
Ich frage mich was es ist, was die Menschen aus Europa nach Indien gehen lässt, um – sich selbst zu finden.
Und ich glaube eine Antwort gefunden zu haben, bzw hat mich eine Freundin darauf gebracht.
Bei all dem was man sieht während man durch Indien reist, bei all dem was man erlebt, wird man gezwungen an sein eigenes Leben zu denken. Man zieht Vergleiche, man ist gezwungen nachzudenken.
Und bei all dem Chaos, dem Lärm, der Armut, dem Dreck, der Liebe, dem Lachen der Menschen findet bestimmt ein Jeder der all dies sieht, ein wenig mehr zu sich selbst….






















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